Pias Weg durch Sternenstaub
Schicksalsroman
als Ebook erhältlich 2,99 €
als Taschenbuch 8,69
ISBN 9781070941486
www.amazon.de/-/e/B00N6JNEHS
Clip Goldregen www.youtube.com/watch?v=mQQh7qJSYb0
Leseprobe:
Goldregen
Im Jahr zuvor im Sommer passierte es, dass meine Nachbarin von schräg gegenüber,
Frau Brennholz, aufgeregt auf mich zukam, als wir von einem Einkauf zurückkehrten.
Die Kinder waren solange bei Oma Herta in Obhut geblieben:
„Pia, Pia, haben deine Kinder auch von dem Goldregen gegessen?
Die anderen sind schon alle im Krankenhaus in Wolfsburg.“
Es war am Nachmittag und die Sonne schien ins Fenster, von dem ich die ganze Straße
und einen Teil des Hofes im Blick hatte.
So konnte ich die Kinder gut beobachten, wenn sie draußen spielten.
Ich sah keine Kinder mehr draußen und
Taschi und Mirkusch spielten ungewöhnlich ruhig
in Taschi`s Zimmer. Zuerst fragte ich meinen Sohn:
„Mirko, hast du wie die anderen Kinder Goldregen gegessen?“
Er schüttelte den Kopf. Das war ebenso ungewöhnlich,
da Mirko sonst ein mitteilsamer Bursche war,
also hakte ich noch einmal nach:
„Hast du wirklich keinen Goldregen gegessen?“
„Nein, Mama, nur fünf Stück.“
Ich wusste, dass Goldregenschoten, bzw. die Bohnen daraus giftig sind,
aber ich wusste nicht in welcher Konzentration.
Ich wurde immer aufgeregter und rief Natascha,
die immer sehr viel ruhiger als ihr Bruder war:
„Natascha, hast du von dem Goldregen gegessen?“
„Nein.“ „Wirklich nicht?“ „Nein“,
"Bitte Natascha, sag' die Wahrheit, ich muss es wissen.“
Meine Stimme musste sehr streng geklungen haben,
denn meine Süße gab eine einzige Bohne zu.
In Windeseile packten Henner, den ich erst aus dem Schlaf holen musste
und sehr unwillig reagierte,
und ich die Kinder ins Auto und fuhren
als wäre der Teufel hinter uns her –
Einbahnstraße verkehrt herum, bei Rot über die Kreuzung -
nach Wolfsburg ins Kinderkrankenhaus,
wo wir schon erwartet wurden.
Frau Brennholz hatte das Krankenhaus informiert,
dass wir kommen würden.
Dort saßen die vier Nachbarskinder mit einer grünen Schürze
bekleidet und einem Eimer vor dem Gesicht,
im Kreis. Sie spuckten abwechselnd hinein und
wimmerten leise vor sich hin.
Zwei Krankenschwestern kümmerten sich um die Kleinen.
Eine dritte trat auf uns zu und banden Natascha und
Mirko ebenfalls eine Schürze um, setzten sie mit in den Kreis
und gaben ihnen eine gelbliche Flüssigkeit zu trinken.
Der Vollständigkeit halber muss ich hier erwähnen,
dass zu dieser Zeit meine Eltern immer noch die
Gastwirtschaft betrieben.
Also fanden meine Kinder es vermutlich nicht ungewöhnlich,
dass hier mehrere Menschen etwas zu trinken bekamen,
zumal sie ein Krankenhaus nicht alle Tage betreten hatten.
Während die Kinder mit Erbrechen beschäftigt waren,
erklärte uns eine Schwester: „Goldregenbohnen sind hochgiftig,
schon drei Bohnen können je nach Körpergewicht des Kindes
zum Tode führen.“
„Um welches Gift handelt es sich denn hierbei?“
fragte ich. „Es ist eine Nikotinvergiftung. Nikotin ist ein Nervengift,
herumliegende Zigaretten können für Kinder gefährlich werden,
wenn sie gegessen werden.“
Nach einer kleinen Weile kam eine andere Schwester
auf uns zu: „So, ihre Kinder müssen abschließend noch flüssige
Kohle trinken, um das Erbrechen zu stoppen.
Wir haben bei ihrer Tochter lediglich eine Bohne
und bei ihrem Sohn sechs Bohnen gefunden. Die Gefahr
ist vorüber. Den Goldregenbaum sollten sie möglichst
entfernen, wenn es geht.“ „Gott sei Dank, wir sind nur froh,
dass es so gut ausgegangen ist.“
Wir gingen zu unseren Kindern zurück, die gerade dabei waren,
die Kohle zu schlucken. Es muss schlimm für sie gewesen sein,
denn Mirkusch weinte und stammelte: “Mama, Mama, einen Schluck
noch, dann bezahlen wir und dann gehen wir nach Hause.“
-------------------------------------------------------------------------------------
Petra Stern
auf der
Leipziger Buchmesse 2012
----------------------------------------------------------------------------------------------